Stephan Balkenhol wird gerne mit Etiketten versehen wie „der wohl bedeutendste deutsche Bildhauer“. Seinen Skulpturen scheint das vollkommen egal zu sein. Sie stehen unberührt und ohne große Gesten auf ihren Plätzen, zeigen keine Allüren und kein Pathos. Auch die beiden Figuren auf dem Platz vor der Hamburger Zentralbibliothek würden kaum weiter auffallen, wäre da nicht ihre enorme Größe: Rund fünf Meter hoch mit endlos langen Beinen stehen eine Frau und ein Mann dort wie beiläufig beieinander. Wer möchte, darf gerne eine Symbolik in der Aufstellung der Figuren entdecken, doch eigentlich ist es ihre schiere Präsenz als Körper, die den Reiz des Kunstwerks ausmacht und den Platz für sich einnimmt.

Berlin – Eine seiner größten Skulptur steht im Lichthof des Bürohauses am Pariser Platz 6a gleich neben dem Brandenburger Tor. Das aus Tuffstein hergestellte Werk steht seit 1999 dort und zeigt eine fünf Meter hohe männliche Figur und einen 1,50 Meter kleinen Mann, der zwischen seinen Beinen hindurchblickt. Balanceakt Beim Axel-Springer-Hochhaus – Das Werk besteht aus einem Mann mit einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd, der auf einem Mauerstück der Berliner Mauer balanciert, sowie elf um den Mann herum platzierten, originalen Mauerteilen. Das Denkmal soll an die Deutsche Wiedervereinigung und hier insbesondere an den Mauerfall erinnern. Die Figur ist einschließlich des Mauerstücks 5,7 Meter hoch und 750 Kilogramm schwer. Der Mann ist aus Beton und bemalter Bronze gefertigt.

Die Leipziger, die gewöhnlich im Urteil über ihre Denkmäler uneins sind, vereinen sich ohne Widerspruch im Urteil über den Sockel des Richard-Wagner-Denkmales. Den Auftrag für dieses Denkmal erhielt Max Klinger (1857-1920) von seiner Vaterstadt 1904. Für die Errichtung fand 1913 eine feierliche Grundsteinlegung am Fleischerplatz, in der Innenstadt, statt. Das unvollendete Postament, „Klingerwürfel» genannt, wurde dann 1924 zunächst im Klinger-Hain (ehemals Clara-Zetkin-Park) aufgestellt. Der Bildhauer Klinger konnte oder wollte aber dieses Denkmal nicht vollenden. Heute steht der Klingerwürfel wieder an der Großen Fleischergasse bzw. in der Nähe zum Geburtshaus Wagners; die Stadt hat die Klinger-Treppe dafür wieder hergestellt. Die Leipziger nennen den Klinger-Würfel respektlos „Porno-Würfel», weil er auf der Schauseite drei nackte Rheintöchter zeigt, und sie lieben ihn und die nackten Töchter. Im dritten Anlauf, das Denkmal anlässlich des 200. Geburtstag am 22. Mai 2013 zu vollenden, gab es 2008 kontroverse Ansichten, wie das geschehen sollte. Nachdem die Stadt Leipzig abgewinkt hatte, organisierten sich 2005 Wagner-Verehrer in dem Wagner Denkmal e. V. Das Ziel war, das Wagner-Denkmal vollenden zu lassen und die Finanzierung zu sichern. Auch der Klinger -Verein half. Neun Künstler reichten ihre Entwürfe in einem Wettbewerb ein. Durch den Verkauf von Stifterbriefen konnte ein Teil des Geldes gesammelt werden, aber den Löwenanteil hat der Karlsruher Bildhauer Stephan Balkenhol, der Sieger des Wettbewerbes, selbst eingebracht – durch den Verkauf von 25 kleinen Bronzeplastiken. Welch glückliche Fügung.