Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiss, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehren und Rezepte, sie predigen, um das einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens. Hermann Hesse

Seit je her leben die Menschen in einer engen Beziehung mit dem Wald und den Bäumen. Bäume sind die höchsten, grössten und ältesten Lebewesen der Welt. Der Lebensbaum stellt den Inbegriff all dessen dar, was Leben bedeutet. Er kommt in allen Kulturen vor, grünt und blüht ewig, und seine Früchte repräsentieren Gesundheit, Jugend sowie Unsterblichkeit.

Der Brauch, zur Geburt des Kindes oder bei der Hochzeit einen Baum, einen sogenannten Lebensbaum zu pflanzen, der das Kind bzw. das Paar auf dem Weg durchs Leben begleitet, ist in der Schweiz noch weit verbreitet. Diese Geburtsbäume wurden früher oft auf Hügelkuppen gepflanzt und zieren unser Landschaftsbild.

Die reichhaltige Symbolik der Bäume macht es den Menschen leicht, komplexe Lebenszusammenhänge und individuelle Befindlichkeiten an Hand von Baumbegriffen anschaulich zu machen. Interessant sind in diesem Zusammenhang die sprachlichen Parallelen und Analogien der Wurzel in den sich Mensch und Baum spiegeln können. Symbolisch gesehen gibt die Wurzel Halt und Verankerung, ist aber zugleich Bindeglied zwischen der nährenden Erde und ausgleichendes Gegenstück zur luftigen Krone.

Bezogen auf den Baum und den Menschen, seinen Lebensbaum erscheint besonders wichtig, dass man um seiner Wurzeln weiss (Herkunft kennt) – selber Wurzeln hat (eigenen Standort) – eigene Wurzeln schlagen kann (selbstständig sein) – fest verwurzelt ist (bodenständig) – über ein Wurzelnetzwerk verfügt (Gemeinschaft macht stark) – zu den Wurzeln zurück finden kann (Ursprung) und Probleme an der Wurzel packen kann (Lösungsorientierung)

Ich musste auch eine schmerzliche Erfahrung machen! Eine Buche, welche mich das ganze Leben begleitete, wurde gefällt. Ein Riese, dreihundertjährig, am Rande des Dorfes, ein wenig erhöht zum Strässchen. Freistehend, oberhalb eines Bordes thronte sie. Zu allen Jahreszeiten war sie ein wunderschöner Anblick. Der Platz war ein Kraftort, ein Ort zum Energie tanken und sich Gedanken zu machen. Leider hat man die Buche als Gefahr gesehen und sie gefällt! So schnell geht es. Sie sei krank gewesen, es hätte keine andere Möglichkeit gegeben. Ein Baum der schon über dreihundert Jahre stand und mit Wind und Wetter immer klar kam, hätte das noch mal zweihundert Jahre geschafft. Leider sehen die Leute heute nicht mehr, was sie mit dem Fällen eines solchen Baumes zu verlieren haben. Die Angst, was so ein Baum wohl anrichten könnte, ist zu gross. Es könnte ja in ferner Zukunft mal ein Ast auf irgendeinen Kopf fallen.

Für mich war das der Anfang, vermehrt Bäume zu fotografieren!